Montag, 7. März 2016
Das Kapital kommt zunächst aus der Zirkulation her.
Das Capital kömmt zunächst aus der Circulation her und zwar vom Geld als seinem Ausgangspunkt. Wir haben gesehn, daß das in die Circulation eingehende und zugleich aus ihr in sich zurückgehende Geld die lezte Form ist, worin das Geld sich aufhebt. Es ist zugleich der erste Begriff des Capitals, und die erste Erschei-nungsform desselben. Das Geld hat sich negirt als blos in der Circulation aufgehend; es hat sich aber eben so negirt als selbstständig ihr gegenübertretend. Diese Negation zusammengefaßt, in ihren positiven Bestimmun-gen, enthält die ersten Elemente des Capitals. Geld ist die erste Form, worin das Capital als solches erscheint. G – W – W – G; daß das Geld gegen Waare und die Waare gegen Geld ausgetauscht wird; diese Bewegung des Kaufens um zu verkaufen, die die Form-/ bestimmung des Handels bildet, das Capital als Handelscapital, fin-det sich in den frühsten Zuständen der ökonomischen Entwicklung; ist die erste Bewegung worin der Tausch-werth als solcher den Inhalt bildet, nicht nur Form ist, sondern sein eigner Gehalt.
Die Bewegung kann vorgehn innerhalb von Völkern und zwischen Völkern, für deren Production keineswegs der Tauschwerth noch zur Voraussetzung geworden ist. Die Bewegung greift nur das Surplus ihrer auf unmit-telbaren Gebrauch berechneten Production an und geht nur an ihrer Grenze vor sich. Wie die Juden innerhalb der altpolnischen oder überhaupt mittelaltrigen Gesellschaft, so können ganze Handelsvölker, wie im Alter-thum, und später die Lombarden, diese Stellung zwischen Völkern einnehmen, deren Productionsweise noch nicht der Tauschwerth als Grundvoraussetzung bedingt hat.
Das commercielle Capital ist blos circulirendes Capital und das circulirende Capital ist die erste Form dessel-ben; in der es noch keineswegs zur Grundlage der Production geworden. Eine weiter entwickelte Form ist das Geldcapital und der Geldzins, Wucher, dessen selbstständiges Auftreten ebenfalls einer frühen Stufe angehört.
Endlich die Form W – G – G – W, worin das Geld und die Circulation überhaupt als bloses Mittel erscheint für die circulirende Waare, die ihrerseits wieder aus der Circulation heraustritt und direkt das Bedürfniß befrie-digt, ist selbst die Voraussetzung jenes ursprünglichen Erscheinens des Handelscapitals.
Die Voraussetzungen erscheinen an verschiedne Völker vertheilt oder innerhalb der Gesellschaft das commer-cielle Capital als solches nur bedingt durch diese rein auf die Consumtion gerichtete Circulation. Andrerseits ist die circulirende Waare, die Waare, die sich nur dadurch realisirt, daß sie die Form einer andren Waare annimmt, die aus der Circulation heraustritt, und unmittelbaren Bedürfnissen dient, ebenfalls als erste Form des Capitals, das wesentlich Waarencapital ist.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 175f. [MEW 42, S. 178f.]
Nota. – Ursprünglich stammt 'das Kapital' – eine große Menge Geldes, in einer Hand konzentriert – aus der Zirkulation; ursprünglich ist es peripher. Aber aus der Peripherie dringt es ins Zentrum vor, es "ergreift die Produktion". Die Produktion wird zu einem Moment der Zirkulation, die Zirkulation zu einem Moment der Produktion. Alle Momente der gesellschaftlichen Reproduktion bilden sich zu einem System. Kapital, das 'ur-sprünglich' nichts als eine große Menge Geldes war, entwickelt sich zu einer 'Systemeigenschaft'.
Hat 'es selbst' sich verändert? Die 'Rolle', die es spielt, hat sich verändert. Die Voraussetzung war eine rein historische: die Erzeugung einer großen Masse von Eigentumslosen. So konnten die großen Massen Geldes zu 'Kapital' überhaupt erst werden: zu Geld, das mehr Geld produziert.
JE
Samstag, 5. März 2016
Marxens 'Plan' in Heft II.
❲I. 1) Allgemeiner Begriff des Capitals. – 2) Besonderheit des Capitals: Capital circulant. Capital fixe. (Capital als Lebensmittel, als Rohstoff, als Arbeitsinstrument.) 3) Das Capital als Geld. II. 1) Quantität des Capitals. Accu-mulation. – 2) Das an sich selbst gemeßne Capital. Profit. Zins. Werth des Capitals; d. h. das Capital im Unter-schied von sich als Zins und Profit. 3) Die Circulation der Capitalien. α) Austausch des Capitals mit Capital. Austausch des Capitals mit Revenue. Capital und Preisse. β) Concurrenz der Capitalien. γ) Concentration der Capitalien. III. Das Capital als Credit. IV. Das Capital als Actiencapital. V. Das Capital als Geldmarkt. VI. Das Capital als Quelle des Reichthums. Der Capitalist. Nach dem Capital wäre dann das Grundeigenthum zu be-handeln. Nach diesem die Lohnarbeit. Alle 3 vorausgesezt, die Bewegung der Preisse, als die Circulation nun bestimmt in ihrer innern Totalität. Anderseits die 3 Klassen als die Production gesezt in ihren 3 Grundformen und Voraussetzungen der Circulation. Dann der Staat. (Staat und bürgerliche Gesellschaft. – Die Steuer, oder die Existenz der unproductiven Klassen. – Die Staatsschuld. – Die Population. – Der Staat nach aussen: Colo-nien. Auswärtiger Handel. Wechselkurs. Geld als internationale Münze. – Endlich der Weltmarkt. Uebergreifen der bürgerlichen Gesellschaft über den Staat. Die Crisen. Auflösung der auf den Tauschwerth gegründeten Productionsweise und Gesellschaftsform. Reales Setzen der individuellen Arbeit als gesellschaftlicher und vice versa.)❳
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 187 [MEW 42, S. 188]
Nota. – Nach zwei vergeblichen Anläufen war es Marx schließlich gelungen, mit der Arbeit an 'seiner Ökono-mie' zu beginnen. Die Vorstellung, gleich mit der Niederschrift zu beginnen, hatte er aufgeben müssen, statt-dessen beginnt er mit der umständlichen Rezension eines Werks des Prodhonisten Alfred Darimon, Über die Refom der Banken. In der Arbeiterbewegung ist Proudhon damals noch sein Hauptgegner: Er will das Kapital durch Manipulationen in der Zirkulation abschaffen und verwirft den politischen Kampf. Dagegen erklärt Marx das Kapital aus den Produktionsverhältnissen, die nur durch gewaltsamen Eingriff in die Eigentumsver-hältnisse, und folglich durch eine politische Revolution zu überwinden sind. Die Kritik an Darimon-Proudhon ist also der probate Zugang zu seiner Darstellung des Kapitalverhältnisses. Ab S. 7/Heft I (MEGA II/1.1, S. 61/ MEW 42, S. 62) verlässt Marx das Buch Darimons und geht zu einer eigenen Darstellung der Entstehung und des Wesens des Gelde über. Die erste Hürde ist geschafft, Marx hat einen Zugang zum Thema gefunden.
Aber noch immer glaubt er, an einer eigenen 'Politischen Ökonomie' zu arbeiten: das von Ricardo unvollendet gelassene 'System' abzuschließen, indem er die verbliebene Lücke füllt und erklärt, wie dasjenige, was das Kapi-tal ausmacht, der Mehrwert, überhaupt entsteht. So weit ist er nämlich selbst noch nicht! Er versucht, anknüp-fend an die Analyse des Geldes, den Mehrwert aus dem Wert zu erklären. Erst als ihm das misslingt und er auf die historische Voraussetzung der "sogenannten ursprünglichen Akkumulation" als Bedingung für den ungleichen Tausch zwischen Kapital und Arbeit stößt, verwendet er erstmals den Ausdruck "Kritik" der Politischen Ökonomie: Political Economy, Criticism Of.
Wer's nicht glaubt, findet in obiger Stelle einen der zahlreichen 'Pläne', die Marx im Verlauf seiner Arbeit auf-geschrieben hat: ein Buch 'über alles'; bloß nicht über Mehrwert, ungleichen Tausch und "ursprüngliche Akku-mulation".
JE
Nota. – Nach zwei vergeblichen Anläufen war es Marx schließlich gelungen, mit der Arbeit an 'seiner Ökono-mie' zu beginnen. Die Vorstellung, gleich mit der Niederschrift zu beginnen, hatte er aufgeben müssen, statt-dessen beginnt er mit der umständlichen Rezension eines Werks des Prodhonisten Alfred Darimon, Über die Refom der Banken. In der Arbeiterbewegung ist Proudhon damals noch sein Hauptgegner: Er will das Kapital durch Manipulationen in der Zirkulation abschaffen und verwirft den politischen Kampf. Dagegen erklärt Marx das Kapital aus den Produktionsverhältnissen, die nur durch gewaltsamen Eingriff in die Eigentumsver-hältnisse, und folglich durch eine politische Revolution zu überwinden sind. Die Kritik an Darimon-Proudhon ist also der probate Zugang zu seiner Darstellung des Kapitalverhältnisses. Ab S. 7/Heft I (MEGA II/1.1, S. 61/ MEW 42, S. 62) verlässt Marx das Buch Darimons und geht zu einer eigenen Darstellung der Entstehung und des Wesens des Gelde über. Die erste Hürde ist geschafft, Marx hat einen Zugang zum Thema gefunden.
Aber noch immer glaubt er, an einer eigenen 'Politischen Ökonomie' zu arbeiten: das von Ricardo unvollendet gelassene 'System' abzuschließen, indem er die verbliebene Lücke füllt und erklärt, wie dasjenige, was das Kapi-tal ausmacht, der Mehrwert, überhaupt entsteht. So weit ist er nämlich selbst noch nicht! Er versucht, anknüp-fend an die Analyse des Geldes, den Mehrwert aus dem Wert zu erklären. Erst als ihm das misslingt und er auf die historische Voraussetzung der "sogenannten ursprünglichen Akkumulation" als Bedingung für den ungleichen Tausch zwischen Kapital und Arbeit stößt, verwendet er erstmals den Ausdruck "Kritik" der Politischen Ökonomie: Political Economy, Criticism Of.
Wer's nicht glaubt, findet in obiger Stelle einen der zahlreichen 'Pläne', die Marx im Verlauf seiner Arbeit auf-geschrieben hat: ein Buch 'über alles'; bloß nicht über Mehrwert, ungleichen Tausch und "ursprüngliche Akku-mulation".
JE
Freitag, 4. März 2016
Der Gebrauchswert wird gemessen durch das Gesamtbedürfnis der Austauschenden; doch ebenso der Tauschwert!
Das Product als Gebrauchswerth steht im Widerspruch mit sich als Werth; d. h. soweit es in einer bestimmten Qualität, als eine spezifische Sache da ist, Product von bestimmten natürlichen Eigenschaften, als Substanz des Bedürfnisses im Widerspruch mit seiner Substanz, die es als Werth exclusiv in der vergegenständlichten Arbeit be-sizt. Dießmal aber ist dieser Widerspruch gesezt nicht mehr wie in der Circulation nur so, daß er ein blos formeller Unterschied ist, sondern das Gemessensein durch den Gebrauchswerth ist hier festbestimmt als das Gemessen-sein durch das Gesammtbedürfniß der Austauschenden für dieß Product – d. h. durch das Quantum der Ge-sammtconsumtion. Diese erscheint hier als Maaß für es als Gebrauchswerth und daher auch als Tauschwerth.
In der einfachen Circulation war es einfach zu übersetzen aus der Form des besondren Gebrauchswerths in die des Tauschwerths. Seine Schranke erschien nur darin, daß es als erstrer durch seine natürliche Beschaffenheit in einer besondren Form, statt in der Werthform existirte, in der es gegen alle andren Waaren direkt austauschbar war. Jezt aber ist gesezt, daß in seiner natürlichen Beschaffenheit selbst das Maaß seines Vorhandenseins gegeben ist. Um in die allgemeine Form übersezt zu werden, darf der Gebrauchswerth nur in einer bestimmten Quanti-tät vorhanden sein; einer Quantität, deren Maaß nicht in der in ihm vergegenständlichten Arbeit liegt, sondern aus seiner Natur als Gebrauchswerth und zwar als Gebrauchswerth für andre hervorgeht.
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Grundrisse, MEGA II/1.1 319 [MEW 42, S. 319f.]
Donnerstag, 3. März 2016
Wie das Kapital entstand.
❲Das 3te Moment, das zu entwickeln ist in der Formung des Begriffs des Capitals, ist die ursprüngliche Accumula-tion der Arbeit gegenüber, also auch die gegenstandslose Arbeit der Accumulation gegenüber. Das erste Moment ging aus vom Werth, als aus der Circulation herkommend und sie voraussetzend. Es war der einfache Begriff des Capitals; das Geld, wie es unmittelbar zum Capital fortbestimmt wird; das zweite Moment ging vom Capital als Voraussetzung der Production und Resultat derselben aus; das dritte Moment sezt das Capital als bestimmte Einheit der Circulation und Production.
Es ist zu unterscheiden zwischen der Accumulation der Capitalien; diese sezt voraus Capitalien; das Verhältniß des Capitals als daseiend und unterstellt also auch seine Beziehungen zur Arbeit, Preissen (capital fixe und cir-culant), Zins und Profit. Aber das Capital, um zu werden, sezt eine gewisse Accumulation voraus; die schon im selbstständigen / Gegensatz der vergegenständlichten Arbeit gegen die lebendige liegt; im selbstständigen Be-stehn dieses Gegensatzes. Diese Accumulation, die zum Werden des Capitals nöthig, die also schon als Voraus-setzung – als ein Moment – in seinen Begriff aufgenommen ist, ist zu unterscheiden wesentlich von der Accu-mulation des als Capital gewordnen Capitals, wo schon Capitalien vorhanden sein müssen.❳
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Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 236f. [MEW 42, S. 239]
Mittwoch, 2. März 2016
Ein Universalkapital kann es nicht geben.
❲Da der Werth die Grundlage des Capitals bildet, es also nothwendig nur durch Austausch gegen Gegenwerth existirt, stößt es sich nothwendig von sich selbst ab. Ein Universalcapital, ohne fremde Capitalien sich gegen-über, mit denen es austauscht – und von dem jetzigen Standpunkt aus hat es nichts sich gegenüber als Lohn-arbeit oder sich selbst – ist daher ein Unding. Die Repulsion der Capitalien von einander liegt schon in ihm als realisirtem Tauschwerth.❳
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Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 334 [MEW 42, S. 336]
Nota. – Kapital setzt voraus Mehrwert – setzt voraus Wert – setzt voraus Tauschwert – setzt voraus Austausch – setzt voraus Markt – setzt voraus Konkurrenz. Einen Staats-Kapitalismus als Gesellschaftssystem kann es nicht geben.
JE
Dienstag, 1. März 2016
Geld und Arbeitsteilung.
Mit dem Geld Möglichkeit einer absoluten Theilung der Arbeit gegeben, weil Unabhängigkeit der Arbeit von ihrem spezifischen Product, von dem unmittelbaren Gebrauchswerth ihres Products für sie.
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Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 129 [MEW 42, S. 130]
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