Dienstag, 18. September 2018

Maßlos und ökonomisch.

 
„Production um der Production“ willen – Production als Selbstzweck – tritt zwar schon ein mit der formellen Subsum- tion der Arbeit unter das Capital, sobald es überhaupt unmittelbar Zweck der Production wird, möglichst grossen und möglichst viel Mehrwerth zu produciren, sobald überhaupt der Tauschwerth des Products der entscheidende Zweck wird. Indes realisirt sich diese dem Capitalverhältniß immanente Tendenz erst in adaequater Weise – und wird selbst eine nothwendige Bedingung, auch technologisch – sobald sich die spezifisch capitalistische Productionsweise und mit ihr die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Capital entwickelt hat.

... Es ist Production, die sich nicht an vorausbestimmende und vorausbestimmte Schranke der Bedürfnisse bin- det. (Ihr gegensätzlicher Charakter schließt Schranke der Production ein, über die sie beständig hinaus will. Daher Crisen, Ueberproduction u. s. w.) Dieß ist die eine Seite, im Unterschied von frührer Productionsweise; if you like, die positive Seite. Andrerseits die negative, oder der gegensätzliche Charakter: Production im Gegensatz zu, und unbekümmert um, den Producenten. Der wirkliche Producent als blosses Productionsmittel, der sachliche Reichthum als Selbstzweck. Und die Entwicklung dieses sachlichen Reichthums daher im Gegensatz zu dem, und auf Kosten des, menschlichen Individuums. 

Productivität der Arbeit überhaupt = Maximum von Product mit Minimum von Arbeit, daher möglichst Verwohlfeile- rung der Waaren. Dieß wird zum Gesetz, unabhängig vom Willen der einzelnen Capitalisten, in der capitali- stischen Productionsweise. Und dieß Gesetz verwirklicht sich nur, involvirt das andre, daß die Stufenleiter der Production nicht nach gegebnen Bedürfnissen, sondern umgekehrt die Masse des Products durch die durch die Productionsweise selbst vorgeschriebne und stets wachsende Stufenleiter der Production bestimmt wird. Ihr Zweck, daß das einzelne Product etc möglichst viel unbezahlte Arbeit enthalte, und dieß nur erreicht durch die Production um der Production willen. 

Es tritt dieß einerseits als Gesetz auf, soweit der Capitalist, der auf zu kleiner Stufenleiter producirt, mehr als das gesellschaftlich nothwendige Quantum Arbeit in den Producten verkörpern würde. Es tritt also als adäquate Ausführung des Werthgesetzes auf, das sich erst vollständig entwickelt auf Grundlage der capitalistischen Produc- tionsweise. Aber es tritt andrerseits als Trieb des einzelnen Capitalisten auf, der, um dieß Gesetz zu durchbrechen, oder es zu seinem eignen Vortheil zu überlisten, den individuellen Werth seiner Waare unter ihren gesellschaftlich bestimmten Werth zu senken sucht. / 

Allen diesen Productionsformen (des relativen Mehrwerths), ausser dem wachsenden Minimum des zur Production erforderlichen Capitals, das gemeinsam, daß die gemeinschaftlichen Bedingungen für die Arbeit vieler unmittelbar coope- rirenden Arbeiter als solche Oekonomie erlauben, im Gegensatz zur Zersplitterung dieser Bedingungen bei Pro- duction auf kleiner Stufenleiter, indem die Wirksamkeit dieser gemeinsamen Productionsbedingungen nicht einen pro- portionell gleich grossen Zuwachs in ihrer Masse und ihrem Werth bedingt. Ihr gemeinsamer, gleichzeitiger Gebrauch läßt ihren relativen Werth (mit Bezug auf das Product) sinken, so sehr ihre absolute Werthmasse wächst. 
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865,
MEGA II/4.1, S. 107f. 
 



Nota. - Die Maßlosigkeit des Ganzen gründet in der Kleinlichkeit der Einzelnen. Von Gesetz ist die Rede, 'von der Unerbittlichkeit eines Naturgesetzes' womöglich; doch gemeint ist das Gesetz, das sich ergibt aus den Bedingungen des Zusammenlebens in der Gesellschaft, auf die sich die Individuen eingelassen haben: Es muss ein jeder tun, was alle andern von ihm erwarten, weil sie es selber tun.
JE





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