Donnerstag, 4. Februar 2016

Der Durchschnitt ist eine Realität sui generis.


Der durch die Arbeitszeit bestimmte Werth der Waaren ist nur ihr Durchschnittswerth. Ein Durchschnitt, der als äusserliche Abstraction erscheint, soweit er als die Durchschnittszahl einer Epoche herausaddirt wird, z. B. 1 Pfund Kaffee 1 sh., wenn der Durchschnitt sage der Kaffeepreisse von 25 Jahren gezogen wird; der aber sehr real ist, wenn er zugleich als die Triebkraft und das bewegende Princip der Oscillationen erkannt wird, die die Waarenpreisse während einer bestimmten Epoche durchlaufen. 

Diese Realität ist nicht nur von theoretischer Wichtigkeit: sie bildet die Grundlage der kaufmännischen Specu-lation, deren Wahrscheinlichkeitsrechnung sowohl von den mittleren Durchschnittspreissen, die ihr als Cen-trum der Oscillation gelten, als von Durchschnittshöhen und Durchschnittstiefen der Oscillation über oder unter dieses Centrum ausgeht. Von diesem Durchschnittswerth der Waare ist ihr Marktwerth stets verschieden und steht stets entweder unter oder über ihm. 

Der Marktwerth gleicht sich aus zum Realwerth durch seine beständigen Oscillationen, nie durch eine Glei-chung mit dem Realwerth als einem Dritten, sondern durch stete Ungleichsetzung seiner selbst (nicht, wie Hegel sagen würde, durch abstracte Identität, sondern durch beständige Negation der Negation, d. h. seiner selbst als der Negation des Realwerths). Daß der Realwerth selbst wieder – unabhängig / von seiner Beherr-schung der Oscillationen des Marktpreisses (abgesehn von ihm als dem Gesetze dieser Oscillationen) – sich selbst verneint und den Realwerth der Waaren beständig in Widerspruch mit seiner eignen Bestimmung sezt, den Realwerth der vorhandnen Waaren depreciirt oder appreciirt – habe ich in meinem Pamphlet gegen Proudhon gezeigt und ist an diesem Ort nicht näher darauf einzugehn. 

Der Preiß unterscheidet sich also vom Werth, nicht nur wie das Nominelle vom Realen; nicht nur durch die Denomination in Gold und Silber, sondern dadurch daß der leztre als Gesetz der Bewegungen erscheint, die der erstre durchläuft. Sie sind aber beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig und ausnahmsweise. Der Waarenpreiß steht beständig über oder unter dem Waarenwerth und der Waarenwerth selbst existirt nur in dem up and down der Waarenpreisse. 
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Grundrisse, MEGA II/1.1  S. 72f. [MEW 42, S. 72f.]  



Nota. – Der Begriff des Werts bezeichnet lediglich einen Durchschnitt; oder: Nur als Durchschnitt kann der Wert begriffen werden. 

Doch ist der Durchschnitt nur eine gedachte, bestenfalls eine vom Statistiker ermittelte Größe. Nicht so der Wert: Ob er vom Statistiker errechnet oder vom Ökonomen gedacht wird, ist ohne Belang. Tatsächlich wird er jedoch von den Marktagenten –  Käufern und Verkäufern –  geschätzt. Rein intuitiv, aus bloßer Erfahrung, ganz ungefähr. Das verschlägt ihm nichts von seiner Realität: Die Marktagenten, die sich zu sehr verschätzen, ver-schwinden prompt vom Markt, und der Durchschnitt der verbleibenden Schätzungen nähert sich immer mehr dem Durchschnitt an, den auch der Statistiker errechnen würde. 

Dies ist der Durchschnitt: Das, was allgemein in den Köpfen der Marktagenten gilt. Anders findet kein Durch-schnitt den Weg aus den Zahlenwerken in die Wirklichkeit.
JE



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