Samstag, 17. September 2016

Die formale Gleichheit im Tauschakt beruht auf einer vorgängigen sachlichen Ungleichheit.


 
So viel kann indeß nebenbei bemerkt werden schon jezt, daß die relative, nur quantitativ, nicht qualitativ, und nur durch die Quantität gesezte qualitative Beschränkung des Kreises der Genüsse der Arbeiter ihnen auch als Consumenten (bei der weitren Entwicklung des Capitals muß überhaupt das Verhältniß von Consumtion und Production näher betrachtet werden) eine ganz andre Wichtigkeit als Agenten der Production giebt, denn die sie z. B. in der antiken Zeit oder im Mittelalter oder in Asien besitzen und besassen. Aber dieß gehört, wie gesagt, noch nicht hierher. 

Ebenso, indem der Arbeiter das Equivalent erhält in der Form des Geldes, der Form des allgemeinen Reich-thums, ist er in diesem Austausch als Gleicher dem Capitalist gegenüber, wie jeder andre Austauschende; wenigstens dem Schein nach. Dem fact nach ist diese Gleichheit schon dadurch gestört, daß sein Verhältniß als Arbeiter zum Capitalisten, als Gebrauchswerth in der spezifisch vom Tauschwerth verschiednen Form im Gegensatz zu dem als Werth gesezten Werth vorausgesezt ist für diesen scheinbar einfachen Austausch; daß er also schon in einem anders ökonomisch bestimmten Verhältniß steht – ausser dem des Austauschs, worin die Natur des Gebrauchswerths, der besondre Ge-/ brauchswerth der Waare als solcher gleichgültig ist. 

Dieser Schein existirt indeß als Illusion seinerseits, und zu einem gewissen Grade auf der andren Seite und modificirt daher auch wesentlich sein Verhältniß im Unterschied von dem der Arbeiter in andren gesellschaft- lichen Productionsweisen. Aber, was das Wesentliche ist, der Zweck des Austauschs für ihn ist die Befriedigung seines Bedürfnisses. Der Gegenstand seines Austauschs ist unmittelbarer Gegenstand des Bedürfnisses, nicht der Tauschwerth als solcher. 

Er erhält zwar Geld, aber nur in seiner Bestimmung als Münze; d. h. nur als sich selbst aufhebende und ver- schwindende Vermittlung. Was er austauscht ist daher nicht der Tauschwerth, nicht der Reichthum, sondern Lebensmittel, Gegenstände zur Erhaltung seiner Lebendigkeit, Befriedigung seiner Bedürfnisse überhaupt, physischer, socialer etc. Es ist ein bestimmtes Equivalent in Lebensmitteln, vergegenständlichter Arbeit, ge- messen durch die Productionskosten seiner Arbeit. Was er abläßt ist die Disposition über sie.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 206f. [MEW 42, S. 209f.]



Nota. - Marx nähert sich rein durch kritische Begriffsarbeit der Unterscheidung der lebendigen wertsetzenden Arbeit von der als Wert schon gesetzten Arbeitskraft - und also der Entdeckung des Mehrwerts. Doch einstwei- len ist er noch mit dem Geld beschäftigt, und wenn er schließlich auf die Frage kommt, wie Geld zu Kapital wird, braucht er mehrere Anläufe, um sich die "ursprüngliche Akkumulation" zu erklären - und namentlich ein besonderes Studium der Formen, die der kapitalistischen Produktion voerhergehen
JE 


 

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